Biographische Auszüge
Peter Lindbergh wurde 1944
in Ostdeutschland an der Grenze zu Polen geboren. Seine Kindheit verbrachte er
in Duisburg im Herzen des Ruhrgebietes. Auf der einen Seite des Flusses, wo er
lebte, gab es grüne Wiesen und Bäume, am gegenüberliegenden, von
Hafenanlagen gesäumten Ufer drängten sich die Fabriken.
Im Alter von 15 Jahren verließ Peter Lindbergh die Schule, um als Schaufensterdekorateur
zu arbeiten. Mit 19 Jahren zog er von seinem heimatlichen Westdeutschland nach
Luzern, in die Schweiz. Innerhalb von einem Jahr ging er nach Berlin, und arbeitete
dort als Hilfsarbeiter, oft in Fabriken.
Zu dieser Zeit begann er auch, abends Zeichenkurse an der Berliner Hochschule
für Bildende Künste zu nehmen. Monate später versuchte er sich
dort fest einzuschreiben, wurde aber abgewiesen, weil seine zeichnerische Kunst
nicht den akademischen Vorstellungen entsprach. Als er von dieser Ablehnung erfuhr,
zog er nach Arles, wo schon Vincent van Gogh gelebt hatte. Nach der Zeit in Arles
trampte er zwei Jahre lang durch Marokko, Spanien und andere Länder. Wenn
er Geld benötigte, verkaufte er kleinere Gemälde. Am Ende seiner Reise
kehrte er nach Düsseldorf zurück und schrieb sich an der Krefelder Kunsthochschule
ein. Drei Jahre lang beschäftigte sich Lindbergh mit nicht-figürlichen
Gemälden und studierte daneben Malerei und Design. Seine erste Ausstellung
hatte er 1969, noch als Kunststudent, in der Galerie Denise Réné-Hans
Mayer in Krefeld.
Peter Lindbergh war 27 Jahre alt, als er zum ersten Mal eine Kamera in die
Hand nahm. Kurz darauf wurde er Assistent des Photographen Hans Lux in Düsseldorf.
1973, nachdem er eine zweijährige Ausbildung bei Lux beendet hatte, begann
er als selbständiger Werbefotograf zu arbeiten. Seine frühen Arbeiten
sind durch eine Vorliebe für Schwarz-Weiß geprägt, eine Tendenz,
die bis heute rund 80 Prozent seines Werkes bestimmt. Seine Bilder sprühen
vor Spontanität und seinen Modellen fehlt die bis dahin in der Mode dominierende
Künstlichkeit. Sein Frühwerk hatte stark narrative Eigenschaften. 1978,
nachdem der "Stern" seine ersten Serien von Modefotografien veröffentlicht
hatte und die Nachfrage nach seinen Arbeiten enorm anstieg, zog er nach Paris,
dem Zentrum der Modeindustrie.
Die Photographien Peter Lindberghs sind in hohem Maße autobiographisch
und voller Metaphern, die die Erfahrungen seiner Kindheit und die Einflüsse
der Kultur des 20. Jahrhunderts spiegeln. Inspiriert wird er durch die Kunst,
den Film und den Tanz seines Heimatlandes Deutschland. Das strenge Grau des industriellen
Deutschlands beeinflußte seine Vorliebe für die öden Lagerhausviertel
in New York und Los Angeles. Sie bilden den Hintergrund seiner eindrucksvollsten
Schwarz-Weiß Bilder, in denen Grau dominiert.
Seitdem erscheinen Lindberghs Photographien in allen wichtigen Modezeitschriften,
darunter VOGUE, Marie Claire, Stern, Harper's Bazaar, daneben Periodika wie Esquire,
Interview, The New Yorker u.a. Er gestaltete er die Anzeigenkampagnen führender
amerikanischer und europäischer Designer, wie z.B. Giorgio Armani, Prada,
Donna Karan, Calvin Klein und Jil Sander. Er porträtierte bekannte Persönlichkeiten
wie Antonio Banderas, Joaquin Cortès, Catherine Deneuve, Mick Jagger, Nastassja
Kinski, Madonna, Isabella Rossellini, Tina Turner, Uma Thurman und zahlreiche
andere.
Im Zusammenhang mit diesen Werbekampagnen arbeitete er auch für das Fernsehen
und schuf so eindringlich schöne Werbespots wie Guerlains "Champs-Elysées",
Calvin Kleins "Eternity", Jil Sanders "No. 4", Giorgio Armanis
"Gio" oder Lancomes "Trésor" mit Isabella Rosselini.
1996 führte er beim Musik-Video zu Tina Turners Album "Missing You"
Regie.
Peter Lindbergh verbringt einen Teil seiner Zeit in Europa, die übrige
Zeit lebt er in den Vereinigten Staaten. Er unternimmt ausgedehnte Reisen, die
ihn oftmals in mehr als drei Länder pro Woche führen. Seine ständige
Auseinandersetzung mit den Kulturen weitgehend unterschiedlicher Kontinente ermöglicht
es ihm, das heutige Leben von einem globalen Standpunkt aus zu betrachten. Seine
Photographien verkörpern den Blickwinkel eines weltoffenen Kosmopoliten.
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